Ich freue mich, wenn es mir gelingt, Kinder für Kunst zu sensibilisieren, ihre Fantasie zu beflügeln und gleichzeitig die Motivation zu wecken, über ihre
vorhandenen Fähigkeiten hinauszuwachsen und diese entsprechend individuell zu fördern und eine bleibende Bindung zur Kunst zu schaffen.
Das Schönste ist, wenn das in entspannter Atmosphäre und mit Freude geschieht!
Jedes Kind ist anders.
Es bringt für die KUNST ganz persönliche Voraussetzungen mit:
Charakter, Entwicklungsstand, Begabung, Interessen, Kenntnisse, Fantasie und Kreativität.
Auch wenn ich versuche, das Kennenlernen durch Abfragen der Interessen und Wünsche zu beschleunigen, kann ich mir erst dann ein wahres Bild machen, wenn ich jedes
einzelne bei seinem Tun beobachte und Zeit habe, seine Persönlichkeit zu erforschen. Darum biete ich eine möglichst vielseitige Bandbreite von Inhalten, die
häufig in methodischen Reihen aneinander anknüpfen oder auf einander aufbauen.
Das heißt, ich schaue mir zunächst die Zusammensetzung der Gruppe an (Größe, Alter, Geschlecht, Interessen, Selbsteinschätzung) und suche dann Inhalte aus, von denen ich denke, dass sie das Gros der Gruppe ansprechen.
Das kann das Erlernen einer bestimmten Fertigkeit (z.B. Form, Proportion oder Schattierung beim Zeichnen) oder Technik (z.B. Malerei, Skulptur, Relief) oder Stil (z.B. Künstler oder Epoche) sein, die jeweils in ein ansprechendes Thema verpackt werden.
Jedes Kind, das sich mit KUNST beschäftigt, tut es aus Spaß an dem produktiven Prozess und Stolz auf sein als gelungen empfundenes Ergebnis.
Ich habe früh erfahren, dass praktische und fantasieanregende Lernmethoden Kinder wesentlich deutlicher und tiefgehender erreichen als jede noch so gute Theorie.
Das setzt für mich als Pädagogin eine wichtige Aufgabe voraus: Es ist das Finden der optimalen Methode. Dafür versuche ich mich bei jedem Thema in das Kind hineinzuversetzen, in seine Vorlieben, seinen persönlichen Entwicklungsstand und seinen ganz individuellen Stil. Und dann überlege ich, wie ich seinen künstlerischen Ausdruck fördern kann. Umgangssprachlich betrachtet könnte man auch sagen, ich bemühe mich, aus jedem Kind seinen "inneren Künstler" heraus zu kitzeln, egal wie begabt es ist.
Der Weg dorthin soll natürlich Spaß machen - da es sich um einen Entwicklungsprozess handelt, bedeutet er aber auch Arbeit.
Das ist der wesentlichste Bestandteil meiner Kunstpädagogik und erfordert große Aufmerksamkeit.
Das Kind braucht also Freiraum zur Entfaltung seiner Kreativität, andererseits hilft man ihm durch Aufzeigen verschiedener Wege, den in sich schlummernden Künstler zu entdecken oder weiter zu entwickeln.
So wiederholt sich ein Prozess in jeder Einheit aufs Neue:
WAHRNEHMEN - ERPROBEN und ENTWICKELN - ENTFALTEN
Zunächst versuche ich dafür die WAHRNEHMUNG der Kinder zu schärfen.
In der bildenden Kunst geschieht das logischerweise zumeist über die visuelle Wahrnehmung (Gemälde, Kunstbände, Zeitschriften oder gelegentlich der Besuch einer Ausstellung), kann aber auch über die akustische (Traumreise, Musik, Text...) oder taktile (Gegenstand, Skulptur..) geschehen.
Im Gespräch lenke ich dann die Aufmerksamkeit auf bestimmte prägnante Merkmale und Zusammenhänge.
Diese Phase erfordert meist von den Kindern ein hohes Maß an Konzentration, ist aber ausschlaggebend für das Ergebnis: Egal, wie begabt ich bin, ich kann ein Insekt besonders gut zeichnen, wenn ich es mir vorher ganz genau angeschaut habe. Noch besser kann ich es, wenn ich es von allen Seiten betrachtet und am besten, wenn ich seine Form (möglichst mit geschlossenen Augen) ertastet habe.
Dann folgt die Phase
ERPROBEN und ENTWICKELN:
Das ist die Phase des Übens. In dieser Phase stehe ich den Kindern beratend zur Seite, wenn sie meine Hilfe wünschen.
Ich gebe ihnen Tipps, ohne ihren persönlichen Stil verändern zu wollen.
Möchten wir z.B. eine "Marionette" bauen, verleiht insbesondere
das Gesicht einer Puppe Charakter. Darum beschäftige ich - genau wie es die großen Künstler machen, die Kinder ein paar Einheiten mit Übungen:
1. Aufteilung Gesicht,
2. Gesicht von vorn,
3. von der Seite zeichnen,
4. im Halbprofil
5. mit Ton oder Pappmache ´,
erst dann widmen wir uns der Kleidung.
Jede Einheit wird eingebettet in ansprechende Themen (z.B. der Rockstar, die Schöne, der alte Mann...) und dabei kommt allerlei Zeichenmaterial zum Einsatz. So entwickelt sich jedes Kind auf anregende Weise von seinem persönlichen Entwicklungsstand weiter.
Zunehmend findet die ENTFALTUNG statt.
Ihre Fantasie und Kreativität zeigt sich schon in den kleinen Ergebnissen in der Phase des ERPROBENs, und entpuppt sich schließlich beim Hauptthema zu wahrer ENTFALTUNG, in dem sie ganz unglaublich wunderschöne Kunstwerke zaubern (bezogen auf die Marionetten z.B. Hexe, Wichtel, Clown, Eisprinzessin...). Diese Entwicklung zeigt sich häufig auch in ihren tollen Ideen bei der Teilnahme an Wettbewerben.
Oder selbst, wenn es z.B. nur um die künstlerische Gestaltung einer Zahl geht, ist am Ende jedes Werk stark geprägt vom individuellen Ausdruck. Ich gebe den Kindern also - ganz im Sinne Maria Montessoris "Hilf mir, es selbst zu tun", das Kunst-Werk-Zeug auf dem Weg zur fantasievollen Entfaltung. Natürlich ist das Maß der Kreativität je nach Themenwahl unterschiedlich, so ist z.B. die Gestaltung einer Unterwasserwelt eine offenere Aufgabe als die einer Sandburg.
Auch in den großformatigen Gemeinschafts-Projekten findet diese Entfaltung statt. Selbst wenn ich das Gerüst für Idee und Stil vorgebe und den Kindern Aufgaben zuteile, entfalten sie ihre Fantasie in den liebevoll gestalteten Details, die in der von mir erfundenen Komposition und Materialauswahl eine große Vielfalt erkennen lässt. D.h. gerade beim Experimentieren mit besonderem Material (z.B. Sandkleister, Mosaiksteine, Pappmache´..) für einen "Auftrag" existiert ein Plan und trotzdem ist es auch hier der künstlerische Ausdruck der Kinder, der sich entfaltet und dem Kunst-Werk eine einzigartige Note verleiht.
Mit der Kunst ist es wie bei allem:
Tue ich es oft, sammle ich Erfahrung und durch die Erfahrung entwickle ich mich weiter - immer ausgehend von meinem persönlichen
Entwicklungsstand und meiner individuellen Begabung.
Folglich ist die ENTWICKLUNG natürlich zugleich ein fortlaufender (im Optimalfall immerwährender) Prozess.
Das braucht logischerweise Geduld und damit Zeit und kann sich nicht in eine paar wenigen Begegnungen
entfalten.
Bei meinen Begegnungen mit den Kindern helfe ich diesem Prozess auf die Sprünge und hoffe, dass sie Spaß dabei empfinden. Und
schließlich macht ENTWICKLUNG stolz und somit glücklich!
Im KUNST-WERKEN in Gemeinschafts-Projekten ergänzen sich meine Fantasie und Erfahrung mit ihrer Kreativität. Diese Aktivitäten bereiten mir die größte Freude und die Ergebnisse versetzen mich oft ins Staunen.
Ich freue mich jedenfalls über alle begeisterungsfähigen KINDER, die Lust auf KUNST haben, und
bin gespannt auf ihre wundervollen Werke, egal ob als Einzel- oder Gemeinschaftsarbeiten!
Anmerkung: Zur Wahrung der Anonymität wurden auf den Fotos nicht öffentlicher Veranstaltungen einige Gesichter der Kinder mit Masken oder bunten Sonnenbrillen versehen. Auf Wunsch kann ein Foto jederzeit entfernt werden.